Hier werde ich versuchen, etwas über die beim Beagle "rassetypischen" Krankheiten zu schreiben und die Erbvorgänge zu verdeutlichen.


Es gibt einige Krankheiten, die rassetypisch sind - nicht nur beim Beagle, auch andere Rassen haben rassetypische Erkrankungen wie z. Bspl. allgemein sehr bekannt das HD-Problem beim Deutschen Schäferhund o. ä..

Dies "rassetypischen Erkrankungen" beruht zum einen auf immer wiederkehrenden Ahnen in der Population, aber auch auf spontanen Genmutationen. Letztere spielen allerdings eine eher untergeordnete Rolle.

Ebenfalls ist das Zusammenspiel von Umwelteinflüssen und genetischen Veranlagungen noch nicht vollumfänglich erforscht, sodass auch Haltungs- als auch vor allem Fütterungsfehler zu Erkrankungen führen können.

Im Allgemeinen sind Beagle eher robuste und vitale Hunde, aber wie eben bei anderen Hunderassen auch, gibt es immer wieder Erkrankungen, die teilweise oder ganz genetischen Ursprungs sein können. Die Schwere der Erkrankung ist ebenfalls sehr unterschiedlich - zum Teil beeinträchtigt sie das Leben des Hundes extrem, zum Teil ist sie kaum auffallend oder kann sehr gut therapiert werden.


Aufgrund der im Beagleclub Deutschland e. V. vorliegenden Erkenntnisse wird hier eben genau in Punkto Schweregrad unterschieden zwischen verpflichtend zu testenden Erbkrankheiten VOR Zuchtzulassung und -einsatz und freiwillig zu testenden, ebenfalls beim Beagle auftretenden Erkrankungen.

Derzeit sind verpflichtend zu testen:

die Hüftgelenksdysplasie (HD)

das Imerslund-Gräsbeck-Syndrom (IGS)

die Lafora-Epilepsie

ohne diese drei Untersuchungen wird im BCD kein Beagle zur Zuchtzulassungsprüfung zugelassen!

Was steckt dahinter?

Hüftgelenksdysplasie (HD):

hierbei handelt es sich um eine Fehlentwicklung des Hüftgelenkes. Sie kann zum Teil genetisch bedingt sein, aber gerade hier spielen Umweltfaktoren wie Haltung, Fütterung und Auslastung/Beanspruchung des Tieres, vor allem des Junghundes eine entscheidende Rolle! Eine Diagnose kann nur durch eine unter Sedierung des Hundes erfolgte Röntgenaufnahme erfolgen und wird nur durch einen Gutachter für die jeweilige Rasse anerkannt. 

Imerslund-Gräsbeck-Syndrom (IGS): 

diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch die Malabsorption von Vitamin B12 aus der Nahrung. Der chronische Cobalamin-Mangel führt zu Veränderungen im Blutsystem und zu neurologischen Ausfällen aufgrund irreversibler Schädigungen des Gehirns und Nervensystems. IGS kann durch die frühzeitige und regelmäßige Gabe von Vitaming B12 sehr gut therapiert werden. (Quelle: Laboklin) 

Lafora-Epilepsie:

sie ist die bisher einzige testbare Epilepsieform überhaupt. Ursache für die Lafora-Erkrankung ist eine Mutation des Gens EPM2B. Diese Mutation wird autosomal-rezessiv vererbt und gibt es auch beim Menschen. Die ersten Tests beim Beagle wurden in einer Humanklinik in Kanada durchgeführt (hier wurde auch unsere Elja seinerzeit getestet), inzwischen biete viele Genlabore diese Tests für Hunde an.  Zugrunde liegt ein vererbter Glykogenmetabolismus-Defekt, der progressiv verlaufende myoklonische Epilepsie auslöst. Die ersten Symptome (schlechte Sehkraft/Blindheit, tonisch-Klonische Krampfanfälle, myoklonische Zuckungen oftmals durch Licht oder akustische Signale oder plötzliche Bewegungen ausgelöst, Panikattacken, Demenz, Agressionen und spätere Inkontinenz)  zeigen sich meist erst ab einem Alter von 7 Jahren und nehmen in Frequenz und Stärke mit der Zeit immer weiter zu. (Quelle: Laboklin) 


Wie werden obige Erkrankungen (IGS und Lafora) vererbt?

IGS und Lafora sind autosomal-rezessiv vererbte Generkrankungen. 

Was bedeutet autosomal-rezessiv?

Autosomal-rezessiv vererbte Gendefekte bedürfen i. d. R. immer zwei Träger, dem aufeinandertreffen zweier mutierter Allele bei homologen Autosomen . Sprich eine Erkrankung kann i. d. R. nur dann erfolgen, wenn zwei diesbezügliche Trägertiere miteinander verpaart werden. 

Fazit:

Aufgrund dieser Erkenntnisse ist eine Verpaarung von zwei Trägertieren zu vermeiden.

 

Die Testmöglichkeit dieser und vieler weiterer autosomal-rezessiv vererbter Generkrankungen ermöglicht es uns, diese "Selektion" in unsere Zuchtplanung entsprechend mit einzubeziehen und vorzunehmen - vielfach diskutiert, ob dies wirklich zielführend ist, möchte ich hier keine Stellung dazu nehmen.


Weitere, testbare Generkrankungen beim Beagle sind

Akatalasämie/Hypocatalasia (im Janaur 2021 im Beagleclub Deutschland e. V. erstmals aufgetreten)

Faktor VII Defizienz

Musladin-Lueke-Syndrom (MLS)

Neonatale celebelläre Abiotrophie (NCCD)

Primäres Weitwinkel-Glaukom (POAG)

Pyruvatkinase-Defizienz (PK)

 

Mehr zu diesen und weiteren genetisch beeinflussbaren Erkrankungen beim Beagle können Sie hier lesen.


Es gibt aber auch Erkrankungen beim Beagle, die nicht unbedingt genetisch bedingt sind, sondern vor allem auf Haltungsfehlern beruhen, wie vor allem dem weit bekannten

 - Übergewicht beim Beagle.

Diesem liegt zweifelsohne auch eine tief genetisch verankerter Trieb zugrunde, das Überleben in der Meute zu sichern, indem alles fressbare möglichst schnell in sich hinein geschlungen wird... Hier sind vor allem Herrchen und Frauchen gefordert, auf die schlanke Linie des Vierbeiners zu achten, denn mit Übergewicht gehen wie beim Menschen auch oft viele weitere Erkranken einher: Herzprobleme, Kurzatmigkeit und Durchblutungsstörungen sind nur einige davon. 

Natürlich spielt auch beim Beagle oder Tier generell eine gesunde und ausgewogene, den Haltungsbedingungen angepasste Ernährung eine wichtige Rolle. Gerade bei Zuchttieren, vor allem Zuchthündinnen mussn während der Trächtigkeit und Säugezeit auf eine entsprechend angepasst Fütterung geachtet werden, damit sie keine bleibenden Schäden organischer Art aufgrund von Mangelernährung davon tragen.

Generell sollte auf zu viele Geschmacksstoffe und -verstärker, vor allem Salze verzichtet werden, denn oft kommen bei solchen Fehlernährungen besonders oft Nierenschäden im Alter, die sich ja eigentlich leicht vermeiden ließen.


Aufgrund der langen Schlappohren haben einige Rassevertreter Probleme mit den Ohren - ich kann dies bei unseren inzwischen drei Beagle nicht bestätigen. Weder Tom, noch Elja oder Blanda haben Probleme damit. Vielleicht liegt es daran, dass wir oft auf dem Wasser unterwegs sind und alle drei den ein oder anderen Tauchgang innerhalb des Jahre hinter sich bringen. Ich weiß es nicht. Regelmäßige Ohrkontrolle auf Verunreinigungen sollte zum Standardprogramm gehören und beugt hier schweren Verläufen wie immer vor. Sollte immer wieder ein und dieselbe Seite betroffen sein, also entweder rechts oder links vermehrt auftreten, sollten unbedingt Allergien (rechts) oder Hormonstörungen (links) abgeklärt werden.


Sicherlich gibt es noch vieles, vieles mehr zu schreiben, aber... es würde den Rahmen sprengen...

 

Wer noch Fragen hat, kann mich gerne ansprechen. Sicherlich weiß ich nicht alles und kann nicht auf alles direkt antworten, aber unser Netzwerk bietet bestimmt gute Hilfe und eine Rückmeldung wird zeitnah erfolgen.